08.09.25 – „Recht auf Reparatur”: Handel zweifelt an Hersteller-Unterstützung

Repartly Service-Check 2025

Im Rahmen des „Service-Checks“ hat das Reparatur-Unternehmen Repartly 85 Euronics-Fachhändler, die über einen eigenen Reparatur-Service verfügen, über den aktuellen Reparatur-Alltag online befragen lassen. Ein zentrales Ergebnis der Umfrage ist dabei alarmierend: Mehr als die Hälfte der Fachhändler fühlt sich von den Herstellern im Stich gelassen.

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Die Grafik zeigt, welche Auswirkungen die Händler beim „Recht auf Reparatur” erwarten. © Repartly

 

Kunden wollen reparieren

Zwei Drittel der Fachhändler geben an, dass die grundsätzliche Reparierfähigkeit eines Haushalts- und Elektrogeräts heute schon beim Kauf ein Thema ist. Entsprechend häufig zeigten sich Kunden auch verärgert, wenn ältere Geräte nicht wieder instandgesetzt werden können. Unabhängig vom eigenen Reparaturvolumen berichtet die Mehrheit der befragten Händler, dass die Nachfrage nach Reparaturen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Wenn ein Reparatur-Angebot auf Kundenseite dennoch abgelehnt wird, dann sind in erster Linie zu hohe Ersatzteilpreise schuld daran, wie zwei Drittel der Händler bestätigen. Besonders relevant ist das bei defekten Elektronik-Bauteilen, denn 40 % der befragten Fachhändler können diese nicht selbst reparieren und sind auf die Bestellung von Ersatzteilen angewiesen.

Herausforderungen beim eigenen Reparatur-Service

Fehlende Fachkräfte stehen ganz oben auf der Liste der Schwierigkeiten, mit denen die Händler in ihren Werkstätten zu kämpfen haben. Direkt danach weisen 62 % der Fachhändler auf die Problematik hin, dass ein hoher Anteil an Geräten aufgrund der Hersteller-Konstruktion überhaupt nicht repariert werden kann. Und auch die an dritter Stelle genannten hohen Kosten für Ersatzteile werden durch die Industrie verursacht. Woran es beim Thema Reparatur also hapert, ist eher nicht die Reparaturnachfrage der Kunden, wie der „Repartly Service-Check 2025“ zeigt: Vielmehr sind die Kosten ein blockierender Faktor.

Hilfe durch das „Recht auf Reparatur“?

Mit dem „Recht auf Reparatur“ will die Europäische Union nun neue Realitäten schaffen. So sollen auch nach der gesetzlichen Gewährleistung Produkte zu „angemessenen Preisen und innerhalb angemessener Zeit-

räume“ repariert werden können. Doch schafft das auch Abhilfe bei den Problemen?

64 % der Befragten sind vom Gegenteil überzeugt, sie gehen davon aus, dass die Hersteller versuchen werden, diese Herausforderungen auf den Fachhandel abzuwälzen – und dass sich die Erwartungshaltung der Verbraucher in Bezug auf preislich attraktivere Reparaturen an sie richten wird. Das Vertrauen in die Industrie ist bei den Fachhändlern gering: Weniger als ein Viertel glaubt, dass die Hersteller sich um Lösungen für kostengünstigere Ersatzteile bemühen oder die Reparierfähigkeit ihrer Produkte verbessern werden.

Trotz allem sehen 53 % der Händler in der neuen Gesetzgebung auch die Chance auf neue Geschäftsmodelle. Daher betont auch Dr. Lennart Osthoff, Gründer und Geschäftsführer von Repartly: „Es ist ein Warnsignal, dass sich der Fachhandel im Stich gelassen fühlt. Denn eines ist klar: Kreislaufwirtschaft kann nur funktionieren, wenn alle Marktteilnehmer mit dabei sind.“

Hier geht es zum vollständigen Repartly Service-Check 2025.