19.12.25 – Gastbeitrag

Handel im Wandel: Wie KI beim Vor-Ort-Verkauf hilft

Digitale Assistenten verändern den Alltag im Elektrofachhandel – Gastautor Mathias Elsässer erklärt, warum einerseits persönliche Beratung zentral bleibt und wie andererseits KI im Hintergrund für mehr Effizienz sorgt sowie dabei hilft, Kundenwünsche gezielter und schneller zu bedienen.

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Mathias Elsässer ist Partner für Marketing Advisory bei PwC Deutschland und Mitglied des Leadership-Teams für den Bereich Customer Transformation. Der Diplom-Physiker leitet weltweit Strategie-, Geschäfts- und IT-Beratungsprojekte für große Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Er ist bekannt für seine innovative Art, physikalische Denkweisen auf das Marketing anzuwenden. © PwC Deutschland

 

Der stationäre Elektrofachhandel steht unter Druck. Viele Kundinnen und Kunden vergleichen vor dem Kauf im Geschäft Preise und Angebote online. Laut der Studie „The State of Shopping 2025“ des Anbieters Shopfully recherchieren sogar 80 % der Deutschen vorher online. Für die Händler vor Ort bedeutet das: Sie müssen einerseits mit dem Onlinehandel mithalten und andererseits Mehrwert bieten, der über den reinen Produktverkauf hinausgeht – etwa durch persönliche Beratung, ein Einkaufserlebnis vor Ort und individuelle Services. Hier setzen moderne KI-Lösungen an: Sie unterstützen das Verkaufsteam, indem sie Routinetätigkeiten übernehmen und relevante Informationen bündeln. Bei Bedarf halten sie sogar den Kontakt zur Kundschaft über den Ladenbesuch hinaus.

KI assistiert im Hintergrund

Zwischen den Regalen im Fachgeschäft probiert Herr Müller das neue Tablet aus, während seine Frau sich für die neuesten Smartphone-Modelle interessiert. Ein anderer Kunde lässt sich gerade die Unterschiede zwischen zwei Kopfhörern erklären. Der Verkäufer bewegt sich zwischen den Kundinnen und Kunden, beantwortet Fragen, gibt Empfehlungen und muss dabei stets den Überblick behalten – jeder Kunde will individuell betreut werden und erwartet dabei Produktwissen und Freundlichkeit. Keine Anfrage darf ins Leere laufen.

Wie gelingt dies dem Verkaufsteam? Es erhält Hilfe von einem KI-basierten System. Im Hintergrund analysiert die KI fortlaufend alle Kundendaten und offenen Angebote.

Viele Routineaufgaben wie die Zusammenführung von Kundendaten, das Priorisieren von Anfragen und die Vorbereitung von Follow-up-Mails übernimmt heute schon die KI. Sie erkennt, welche Kunden besonders kaufbereit sind, und bei welchen Angeboten nachgehakt werden sollte. Das spart Zeit, reduziert den administrativen Aufwand und sorgt für eine bessere Organisation im Verkaufsalltag.

Höhere Verkaufsquoten und zufriedenere Kundschaft

Noch effizienter wird der Verkaufsprozess, wenn der Kontakt nicht mit dem Verlassen des Ladens endet: Moderne KI-Agenten können, sofern die Kundinnen und Kunden einwilligen, den Kontakt gezielt weiterführen, beispielsweise durch eine personalisierte E-Mail mit weiteren Informationen zu interessanten Produkten, individuelle Empfehlungen oder Servicehinweise. Künstliche Intelligenz erkennt, welche Angebote noch offen sind und sendet automatisiert Erinnerungen und relevante Inhalte, ohne zusätzlichen Aufwand für das Verkaufsteam. Ob per E-Mail, Messenger oder als automatisierter Anruf: KI-Agenten machen aus einem „Walk-in“ einen nachhaltigen Verkaufsprozess, der die Abschlusschancen erhöht und die Kundenbindung stärkt.

Dadurch verändert sich die Rolle des Verkaufsteams – der Fokus liegt stärker auf Beratung, weniger auf administrativen Tätigkeiten. Dennoch bleibt der Mensch unverzichtbar, denn nach wie vor gilt: Menschen kaufen bevorzugt von Menschen.