03.09.25 – Von KI-Laptops bis Refurbished-Handys
NIQ: Was 2025 die Technik treibt
Der globale Markt für technische Konsumgüter (Tech & Durables) hat im ersten Halbjahr 2025 ein deutliches Lebenszeichen gesetzt. Laut aktuellen Zahlen von NielsenIQ (NIQ) zur diesjährigen IFA stieg der Umsatz im Zeitraum Januar bis Juni um 4,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf insgesamt 403 Mrd. US-Dollar. Die Experten von NIQ erwarten, dass sich der positive Trend fortsetzt, und rechnen für das Gesamtjahr 2025 mit einem Umsatzplus von rund 2 %.
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt das Umfeld herausfordernd: Inflation, Zölle und internationale Handelskonflikte setzen die Branche weiterhin unter Druck. Gleichzeitig kaufen Verbraucher bewusster, vergleichen stärker und investieren gezielt, was dem Markt trotz aller Unsicherheiten spürbare Dynamik verleiht.
Regionale Unterschiede
Regional betrachtet zeigen sich deutliche Unterschiede. Während Westeuropa im ersten Halbjahr 2025 wieder leicht zulegte, steckt das entwickelte Asien weiter in der Flaute. China dagegen verzeichnete ein Plus von 12 % – stark getragen von staatlichen Eintauschprogrammen. Auch der Nahe Osten (+5 %), Schwellenländer Asiens und Lateinamerika kehrten ins Wachstum zurück. Gleichzeitig wächst die Verunsicherung: 70 % der Verbraucher weltweit achten inzwischen stärker auf ihre täglichen Ausgaben (Quelle: „NIQ Consumer Life Studie 2025“).
„Verbraucher gehen überlegter vor, wenn es darum geht, wie und wann sie ihr Geld ausgeben“, sagt Michael McLaughlin, SVP Tech & Durables Retail bei NIQ. „Unsere Daten zeigen klar: Viele warten bewusst auf Rabattaktionen. Wenn sie dann kaufen, geben sie oft mehr aus als ursprünglich geplant. Das unterstreicht, wie wichtig ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist – und welche Rolle Promotions nach wie vor beim Ankurbeln der Nachfrage spielen.“
Online im Aufschwung
Der Omnichannel-Handel setzt seinen Aufschwung fort: Im ersten Halbjahr 2025 wurden bereits 37 % der weltweiten Umsätze mit technischen Konsumgütern online erzielt; ein Plus von 9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für Verbraucher bleibt dabei ein Faktor entscheidend: 60 % der Befragten sehen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis als wichtigstes Kriterium bei der Markenwahl.
Marktentwicklung nach Segmenten
Im ersten Halbjahr 2025 zeigten die Segmente ein gemischtes Bild: Besonders stark wuchs die IT-Sparte (+11 %), während die Unterhaltungselektronik leicht nachgab (-0,8 %). Kleine und große Haushaltsgeräte legten jeweils um 5 % zu, die Telekommunikation um 4 %. Die Detail-Trends in den Segmenten zeigen also deutliche Unterschiede.
„Windows-10“-Aus sorgt für Laptop-Boom
Das größte Momentum im Markt für technische Konsumgüter kommt derzeit aus dem IT-Segment. Getrieben wird die Entwicklung von laufenden Ersatzzyklen sowie dem Ende des „Windows-10“-Supports. Weltweit legte der Absatz von Laptops im ersten Halbjahr 2025 um 13 % zu, bei Gaming-Modellen betrug das Plus sogar 23 %. Ein regelrechter Boom zeigt sich zudem bei Monitoren mit besonders hohen Bildwiederholraten von 240 Hz und mehr – hier explodierte die Nachfrage um 280 %.
Auffällig ist allerdings die Diskrepanz zwischen technologischem Fortschritt und Kaufentscheidungen der Endverbraucher: Obwohl bereits fast vier von zehn Laptops KI-fähig sind, spielt Künstliche Intelligenz für die Mehrheit der Käufer bislang keine zentrale Rolle. Im Geschäftskundensegment zeigt sich hingegen ein anderes Bild: In Europa stieg der Absatz von KI-fähigen Notebooks laut „MI Supply Chain Insights“ um 195 %. Unternehmen investieren zunehmend in KI-fähige Geräte, um Automatisierung, Produktivität und neue Arbeitslasten zu bewältigen. Damit beschleunigen sich die Zyklen von technologiegetriebenen Ersatzkäufen sowohl im B2B- als auch im B2C-Markt.
Refurbished-Smartphones erobern das Mittelklassesegment
In der Unterhaltungselektronik bleibt die Lage differenziert:
Der globale TV-Markt schrumpfte im ersten Halbjahr um 2 %, wurde aber durch chinesische Subventionsprogramme gestützt. Innerhalb des Segments stieg die Nachfrage nach großformatigen Geräten ab 70 Zoll deutlich an (+14 %). Auch modernere Display-Technologien jenseits klassischer LCD-Bildschirme legten kräftig zu (+26 %).
Bei Smartphones verzeichnete der Markt ein globales Plus von 4 % – auch hier vor allem getragen von Subventionsprogrammen in China. Das Premiumsegment oberhalb von 600 US-Dollar wuchs um 7 %, während günstigere Modelle kaum zulegten. Viele Verbraucher behalten ihre Geräte länger und greifen beim Neukauf eher zu höherwertigen Modellen, während Einstiegsnutzer verstärkt auf generalüberholte Geräte setzen. Refurbished-Smartphones sind im Trend: In Frankreich machen sie inzwischen 41 % des Sub-600-Euro-Segments aus (Quelle: „NIQ Digital Purchase Data“).
Im Audiobereich sorgt Innovation für frischen Schwung: Tragbare Audiogeräte sind das einzige Teilsegment der Unterhaltungselektronik, das in allen Weltregionen wächst – befeuert durch neue Nutzungsszenarien und technische Weiterentwicklungen. Besonders stark treiben dabei Open-Ear-Kopfhörer die Nachfrage an: Ihr Absatz stieg seit Jahresbeginn um 32 %.
Mehr A-Label, mehr Roboter
Auch bei Haushaltsgeräten zeichnet sich ein klarer Trend ab: Käufer orientieren sich an Nachhaltigkeit, Vereinfachung und zunehmend auch an KI-gestützten Funktionen. In Europa stieg der Anteil energieeffizienter A-Modelle bei Elektrogroßgeräten von 19 % im Jahr 2023 auf 31 % im ersten Halbjahr 2025. Die Stückzahlen wuchsen stärker als die Umsätze – ein Hinweis darauf, dass viele Konsumenten trotz Nachhaltigkeitsbewusstsein weiterhin auf erschwingliche Preise achten.
Bei Kleingeräten zeigt sich ein gemischtes Bild:
Während einfache Airfryer erste Sättigungstendenzen aufweisen (-1 %), sind höherwertige Mehrkammer-Geräte im Aufwind (+18 %).
Deutlich zulegen konnten Staubsauger (+13 %), insbesondere Robotergeräte (+34 %) sowie Nass-Trocken-Modelle, die den Wunsch nach Komfort und Automatisierung bedienen.
Ausblick zweites Halbjahr
Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte 2025 überwiegt im Markt für technische Konsumgüter ein verhaltener Optimismus. Innovation, erschwingliche Preise und die regionale Widerstandskraft einzelner Märkte verleihen der Branche laut NIQ Schwung. Trotz anhaltender Unsicherheiten sei die Industrie damit gut aufgestellt, um die kommenden Monate mit Zuversicht zu meistern.