30.01.25 – Jahresauftakt-Pressekonferenz

ZVEI: Noch keine Trendumkehr für Elektro- und Digitalindustrie in Sicht

Anlässlich der ZVEI-Jahresauftakt-Pressekonferenz 2025 blickten ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel und Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, zurück auf die konjunkturelle Entwicklung der Elektro- und Digitalindustrie des Jahres 2024 und gaben eine Prognose sowie die Erwartungen der Branche für 2025 bekannt.

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Der ZVEI zeigt, wie schwierig das Jahr 2024 für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie war. © ZVEI

 
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Wichtiger und richtiger Appel des ZVEI im Rahmen der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Verbandes. © ZVEI

 

„Das vergangene Jahr war für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie sehr schwierig. Die Branche verbüßte Rückgänge bei allen relevanten Kennzahlen“, sagte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel anlässlich der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Verbands. Die preisbereinigte Produktion sei von Januar bis einschließlich November 2024 um über 9 % eingebrochen. Damit bleibe sie nochmals hinter der Prognose aus dem Herbst (damals ging man von einem Minus von 7 % aus) zurück. Bei den nominalen Erlösen (einschließlich Dienstleistungen) habe die deutsche Elektro- und Digitalindustrie im gleichen Zeitraum ein Minus von 6,5 % verzeichnet. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr 2024 ergebe sich daraus ein Umsatz von etwa 223 Mrd. Euro – nach 238 Mrd. Euro im Jahr davor.

Laut ZVEI gaben die Elektroexporte von Januar bis November 2024 zudem um 4 % nach. Hier hätten sich alle wichtigen Absatzmärkte ins Minus gedreht, inklusive der beiden größten Märkte China und den USA. Auch die Beschäftigung sei zurückgegangen, zuletzt waren in der Branche in Deutschland gut 892.000 Menschen tätig – 2 % weniger als im Vorjahr. „Immer deutlicher tritt zutage, dass die Probleme nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Art sind“, hob der ZVEI-Präsident hervor. „Der Industriestandort Deutschland ist überreguliert und zu teuer. Er behindert unternehmerische Initiative und hat an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren.“

Prognose 2025

Für 2025 geht der ZVEI davon aus, dass die reale Produktion weiter leicht um 2 % nachgeben wird. „Um ein weiteres Rezessionsjahr zu vermeiden, muss die kommende Bundesregierung dringend handeln. Wir brauchen eine Effizienzwende – nicht nur technologisch, sondern insbesondere auch politisch und regulatorisch: Weniger Bürokratie, mehr Freiheit für Unternehmergeist, mehr Raum für Innovationen“, forderte Kegel nachdrücklich. Zuversicht schöpft der ZVEI-Präsident indes aus den drei Megatrends Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung: Diese seien nach wie vor uneingeschränkt intakt und könnten neue wirtschaftliche Dynamik entfalten. „Technologisch sind wir auf die Effizienzwende und den klimaneutralen Umbau unserer Industriegesellschaft vorbereitet“, so Kegel. „Dazu müssen wir Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz allerdings besser als bisher in Einklang bringen.“

Regulierungen verringern

Aus Sicht des ZVEI ist die politische Regulatorik aus dem Ruder gelaufen. 13.000 neue EU-Regulierungen in den zurückliegenden fünf Jahren – während in den USA gerade einmal 3.000 hinzukamen. Laut Normenkontrollrat liegen die Bürokratiekosten für die deutsche Wirtschaft bei über 65 Mrd. Euro jährlich – Geld, das für Investitionen und damit neue Wertschöpfung fehlt. Man müsse inzwischen von einem Regulierungsdickicht sprechen, so Kegel. Neun von zehn ZVEI-Mitgliedsunternehmen bewerteten die allgemeine Belastung durch bürokratische Berichtspflichten als „hoch“ oder „sehr hoch“ und sähen sich hierdurch in ihrer Innovationstätigkeit behindert. Der ZVEI fordert daher die nächste Bundesregierung zu einem entschlossenen Gegensteuern auf: So müsse beispielsweise das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gestoppt und auf Basis einer dringend zu ändernden EU-Vorgabe neu aufgesetzt werden.

Steuern & Kosten absenken

Elementar für neues wirtschaftliches Wachstum sei es laut ZVEI zudem, das Investitionsklima zu verbessern. „Die finanziellen Belastungen der Unternehmen sind zu hoch“, so der ZVEI-Präsident – er forderte eine grundlegende Unternehmenssteuerreform: „Der Solidaritätszuschlag gehört gänzlich abgeschafft und die Unternehmenssteuerbelastung auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau abgesenkt.“ Darüber hinaus sei wichtig, mehr Investitionsanreize zu setzen – etwa durch dauerhaft beschleunigte Abschreibungsmöglichkeiten und Investitionsprämien.

Auch die Strompreise gehörten abgesenkt – wie Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, einforderte: „Die Stromsteuer muss durch die nächste Bundesregierung für alle Verbrauchergruppen – private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen – auf den europäischen Mindestsatz gesenkt werden.“ Wichtig sei zudem, dass der dringend notwendige Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet und während der Netzausbauphase zumindest teilweise aus dem Bundeshaushalt bestritten werde. Weber dazu: „Die Strompreise dürfen nicht durch immer höhere Netzentgelte belastet werden.“

Deutschland muss ein liberales und weltoffenes Land bleiben

Zuletzt trat der ZVEI unmissverständlich für Demokratie und eine liberale, offene Gesellschaft ein. Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit lehnte der Verband entschieden ab und appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, dem Rechtsextremismus durch die Stimmabgabe bei der Bundestagswahl entgegenzutreten. Rechte Ideologien seien die größte Gefahr für die demokratische Grundordnung, die Einheit Europas, die Freiheit und das Ansehen Deutschlands in der Welt sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Wohlstand.

Ein Appell, dem sich die Elektromarkt-Redaktion vollumfänglich nur anschließen kann.

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