13.03.25 – gfu & Oliver Wyman blicken voraus

Aussichten & Chancen der Hausgeräte-Branche in 2025

Die Branchenorganisation gfu (Inhaberin der IFA-Markenrechte) hat gemeinsam mit Dr. Martin Schulte (Senior Partner bei der Strategieberatung Oliver Wyman) einen Ausblick für die Hausgeräte-Branche 2025 veröffentlicht. Wir fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

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Dr. Martin Schulte ist Senior Partner bei der Strategieberatung Oliver Wyman und globaler Experte für Unterhaltungselektronik und Hausgeräte. © Oliver Wyman

 

Die Wirtschaft steht weiter unter Druck und auch die Weiße Ware bleibt davon nicht verschont. Doch Dr. Martin Schulte sieht auch Chancen, dass das laufende Jahr ein Weg aus der Krise sein kann und erklärt, wie Unternehmen jetzt agieren sollten.

Aktuelle Marktlage

Generell prognostiziert der globale Experte für Unterhaltungselektronik und Hausgeräte für 2025 weiterhin nur ein verhaltenes Wachstum, denn der für die Branche so wichtige Neubausektor im Immobilienmarkt ist 2024 deutlich geschrumpft – auf etwas mehr als 200.000 Einheiten. Schulte rechnet nicht damit, dass sich das kurzfristig ändert, vor allem wegen Inflation und steigender Lebenshaltungskosten. Das Ersatzgeschäft bleibe zudem hart umkämpft, mit starken Preisnachlässen und aggressiven Werbeaktionen.

Dennoch seien bereits auch erste Erholungsanzeichen erkennbar: Der Oliver-Wyman-Experte verweist darauf, dass die EZB den Zinssatz bereits auf unter 3 % gesenkt habe und zudem zu beobachten sei, dass die Preise sich stabilisierten. Auch der Ausgang der Bundestagswahlen könne in der zweiten Jahreshälfte positive Impulse für den Sektor bringen.

Handlungsansätze für die Hausgeräte-Industrie

Aber auch jetzt, in einem aktuell herausfordernden Marktumfeld, gebe es laut Dr. Schulte konkrete Handlungsmöglichkeiten für die Hersteller: Möge man in solch einer Situation zwar dazu neigen, auf Investitionen zu verzichten, das Geschäft eher kurzfristig zu steuern und sich auf Effizienz sowie Kostensenkungen zu fokussieren, so werde dabei aber etwas übersehen: Auch in einem stagnierenden Markt gebe es Wachstumspotenziale, wenn man den Markt genau analysiere und sich nicht mit Durchschnittlichkeit zufrieden gebe. Es gelte, diese Chancen zu nutzen und sich nicht in einem restriktiven Managementmodus – in der bloßen Hoffnung auf bessere Zeiten mit mehr Umsatzwachstum und optimistischerer Konsumentenstimmung – zu bewegen.

Der Hausgeräte-Experte verweist auf grundlegende Veränderungen im Markt und empfiehlt eine Neuausrichtung auf den Kern des Marktes: Nach den Preisrückgängen in den vergangenen beiden Jahren sei jetzt ein Wachstum im mittleren Preissegment zu sehen. Hersteller sollten sich dieser strukturellen Veränderung bewusst sein und ihr Portfolio entsprechend anpassen. Es könne sinnvoll sein, Ressourcen für Innovation und Forschung gezielter einzusetzen – nicht nur für Premium-Produkte, sondern auch für die breiteren, erschwinglicheren Segmente, die weiter an Bedeutung gewinnen würden.

Schließlich sieht Dr. Schulte auch einen großen Hebel bei der kreativen Aktivierung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. So machten es einige Marken zurzeit vor, wie man selbst in etablierten Märkten wie Europa Wachstumsraten von über 20 % erzielen könne: Indem sie auf soziale Medien, Testimonials und eine agile sowie verbraucherorientierte Kommunikation setzen. Dies habe natürlich auch Einflüsse auf die Vertriebswege: Am Beispiel des Küchenmarktes lasse sich sehen: Gefragt ist auch eine räumliche Kundennähe, beispielsweise mit kleinen, digitale Küchenstudios in Innenstädten. Diese böten ein umfassendes Planungserlebnis, unterstützt durch neue Technologien, und kommen so dorthin, wo die Verbraucher sind. Diese müssten folglich nicht mehr „raus“ in das Möbelhaus fahren – wer früh auf solche Ansätze setzt, hat laut Schulte die Chance, hier neue Kunden zu gewinnen.

Fazit: Krise als Chance verstehen

Es könne passieren, dass man in einem schwierigen Marktumfeld träge werde – mit der Folge, Trends im jeweiligen Sektor zu verschlafen, die eigentlich enorme Chancen für Neues bieten. Wer diese Chancen nutze und jetzt die richtigen Weichen stelle, könne Grundlagen für den kommerziellen Erfolg in den kommenden Jahren legen, fasst Dr. Martin Schulte seinen Ausblick zusammen.

Bestens informiert mit dem Elektromarkt

Weitere Insights & Ausblicke zum Hausgeräte-Markt finden Sie auch in unserer Elektromarkt Extra-Ausgabe 01/2025, die Sie hier kostenfrei lesen können. Auf Seite 17 finden Sie einen Gastbeitrag zum Thema von Dr. Martin Schulte.