06.06.24 – gfu & GfK gehen von Impulsen aus
Potenzial für Marktbelebung durch Europameisterschaft
Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat die Branchenorganisation gfu mit Alexander Dehmel, Head of CSM Germany & Austria bei der GfK, Fragen zur Marktentwicklung diskutiert. Wir stellen die Ergebnisse vor.
gfu: Herr Dehmel, wie beurteilen Sie die anstehenden Groß-Events Fußball-EM und Olympische Spiele? Gehen Sie von Impulsen für den Markt aus?
Alexander Dehmel: Generell haben wir in der Vergangenheit gesehen, dass Fußball-Groß-Events (Europa- oder Weltmeisterschaften) einen sichtbareren Effekt hatten als Olympische Spiele mit Ausnahme des Ausrichterlandes. Herausstechend war hier in der Vergangenheit das Thema TV. Der Effekt von Fußball-Großereignissen hat über die letzten Turniere nachgelassen. Zum einen aufgrund der Tatsache, dass die Nationalmannschaft nicht mehr so erfolgreich spielt, aber auch, weil keine so großen Technologiesprünge (z.B. Displaygröße) mehr stattfinden. Das Thema neuer Fernseher ist dadurch bei den Konsumenten weniger im Fokus. Dazu ist die Fußball-WM 2022 mit der Vorweihnachtszeit und dem Ende der Corona-Pandemie zusammengefallen.
gfu: Speziell der TV-Markt ist zurzeit kein einfacher, wie schätzen Sie die Situation ein? Und was erwarten Sie für den weiteren Jahresverlauf?
Alexander Dehmel: Wir sehen für die Europa-Meisterschaft durchaus das Potenzial einer Marktbelebung für den TV-Markt, der sich mittlerweile seit neun Quartalen negativ entwickelt. Handel und Hersteller haben Ihre Werbekampagnen gestartet und die Stimmung in Fußball-Deutschland – zumindest was die Mannschaft angeht – scheint sich aufzuhellen. Erste positive Ergebnisse waren in den letzten Wochen erkennbar. Erfahrungsgemäß ist immer die Woche der Turniereröffnung die Entscheidende. Hier werden die meisten Absätze auch dieses Jahr erwartet. Da insbesondere das Q2 2023 mit unter 1 Mio. TV-Verkäufen sehr schwach war, ist hier mit einer Belebung von niedrigem Niveau zu rechnen. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine Stabilisierung der Verkäufe knapp unter dem Niveau des Vorjahres.
gfu: Sehen Sie außer bei TV auch Auswirkungen bei Soundbars?
Alexander Dehmel: Auch der Soundbar-Markt ist direkt betroffen von der Schwäche des TV-Markts. Das erste Quartal 2024 liegt knapp 33 % unter dem 1. Quartal 2022, welches das letzte war, was noch positiv von Corona profitiert hat. Da die Fernseher auch heute nach wie vor immer dünner werden, geht nichts über einen guten Sound. Wenn Handel und Hersteller entsprechend die Geräte gemeinsam präsentieren und die Vorteile eines Bundle-Kaufs dem Konsumenten aufzeigen können, dann erwarten wir auch in diesem Bereich ein Wachstum.
gfu: In der Vergangenheit gab es, wenn auch kleine, Zuwächse bei Beamern. Rechnen Sie damit auch in diesem Jahr?
Alexander Dehmel: Ja, auch hier erwarten wir wieder Zuwächse. Jedoch sind die Abverkäufe bei Beamern und Kurzdistanzbeamer/Laser TV nach wie vor im Vergleich zum Fernsehmarkt sehr klein und stehen so circa im Verhältnis 20:1. Da aber diese Geräte insbesondere für die ganz großen Diagonalen eine kostengünstige Alternative bieten, werden auch hier sicherlich einige Kunden zuschlagen.
gfu: Gibt es in anderen Segmenten eventuell auch Effekte durch die Sport-Events, z.B. bei Kühlgeräten?
Alexander Dehmel: Die Effekte in anderen Bereichen werden deutlich geringer sein und hier kommt es auf den Erfolg der deutschen Mannschaft an. Je länger die Nationalmannschaft im Turnier bleiben wird und je besser das Wetter sein wird, desto eher wird es einen Schub geben, so z.B. bei freistehenden Kühlschränken, die für Getränke verwendet werden, aber auch im Bereich der Gas-, Elektro- und Kohlegrills. Dazu können kleine Effekte im Bereich Gardening und Essen kommen, da mögliche Gäste bestmöglich versorgt werden sollen und der eigene Garten gepflegt sein will.
Weitere Informationen zur Fußball-EM
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet mit zusätzlichen Umsätzen durch die Europameisterschaft in Deutschland, wie Sie hier lesen können.
Wie der Handel das Ereignis für sich nutzen kann, erklärt uns Frank Rehme von Zukunft des Einkaufens hier in einem Gastbeitrag.