Elektromarkt: Herr Dehmel, die aktuelle Situation in unserem Markt ist schwierig, laut gfu/GfK HEMIX ist der Umsatz mit Home-Electronics-Produkten im ersten Quartal um rund 5 % zurückgegangen. Wie sehen Sie die Entwicklung für das erste Halbjahr 2023?

Alexander Dehmel: Wir sehen in unseren Daten, dass der Bereich technische Konsumgüter seit gut einem Jahr deutlich rückläufig ist. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Ergebnissen der ersten fünf Monate wider. Der Markt verliert knapp 8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwei Themen sind hier ausschlaggebend: Die Konsumenten haben sich während der Pandemie über alle Kategorien hinweg mit neuen Produkten eingedeckt und aktuell noch keinen Bedarf, diese zu ersetzen. Außerdem sorgt die wirtschaftliche Lage für Kaufzurückhaltung, entsprechend bewegt sich das Konsumklima auf weiterhin niedrigem Niveau.

Elektromarkt: Ist diese Entwicklung über alle Segmente gleich oder gibt es auch Bereiche, die aktuell gut laufen?

Alexander Dehmel: Wenn wir auf die Gesamtkategorien schauen, liegen momentan fast alle im negativen Bereich. Lediglich der Bereich Foto kann ein Plus von 6 % verzeichnen. Dennoch gibt es innerhalb der Kategorien einzelne Segmente, die sich positiv entwickeln. Bei den Kleingeräten sind das etwa die Heißluftfritteusen, aber auch Haartrockner. Im Bereich Consumer Electronics sind es Bluetooth-Kopfhörer, die mit einem Plus von 7 % in den ersten fünf Monaten weiter wachsen. Zu den Wachstumskategorien gehören auch die Smartwatches und Action Cameras. Diese Beispiele zeigen, wofür Konsumenten auch jetzt noch bereit sind, Geld auszugeben: Für Produkte, die das Leben leichter machen und für innovative Premium-Features. Das sind aktuell die verbliebenen Wachstumstreiber im Markt.

Elektromarkt: Ein Einbruch des Markts nach den hohen Verkäufen in der Coronazeit war durchaus erwartbar – interessant ist daher der Vergleich mit der Zeit vor der Pandemie: Wie sieht es hier aus?

Alexander Dehmel: In der Coronazeit ist der Gesamtmarkt der technischen Konsumgüter drei Jahre in Folge jeweils um 10 bis 12 % gegenüber dem Jahr 2019 gewachsen – also außergewöhnlich stark. Die Märkte sind sehr gesättigt, der Konsument hat sein Zuhause bestens ausgestattet – von Entertainment bis zur Küchenausstattung und IT-Produkten fürs Home Office. Aber trotz der Marktsättigung liegt der Markt für technische Gebrauchsgüter noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.

Elektromarkt: Blicken wir voraus auf das zweite Halbjahr: Welche Entwicklung erwarten Sie?

Alexander Dehmel: Diese Frage stellen uns aktuell viele Hersteller und Händler. Wir haben uns mit Hilfe des GfK Scenario Forecasting Tools einmal angeschaut, wie sich der Markt entwickelt, wenn beispielsweise die Inflation rückläufig ist. Bei neutraler bis pessimistischer Betrachtung können wir hier zwar weiterhin von einem negativen Jahresergebnis ausgehen, das aber durch die steigenden Umsätze im zweiten Halbjahr abgefedert wird.

Für welche Produktgruppen der GfK-Experte die größten Umsatz-Chancen sieht, welche Empfehlungen er für die zweite Jahreshälfte gibt und wie er die Marktentwicklung für 2024 einschätzt, können Sie in der Elektromarkt Ausgabe 3-2023 lesen.

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