07.02.24 – „Miele Performance Program“ sieht auch Stellenabbau vor

Miele reagiert auf Nachfragerückgang und Kostendruck

Die Miele Gruppe reagiert mit einem weltweiten Effizienzprogramm auf den Einbruch der Nachfrage und die Preissteigerungen auf Kostenseite: Das „Miele Performance Program“ soll durch Wachstumsinitiativen und Kostensenkungen ca. 500 Mio. Euro Gesamteffekt bringen. Im Zuge dessen sind auch bis zu 2.700 Stellen weltweit potenziell von Abbau oder Verlagerung betroffen.

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Auch am Miele Hauptsitz in Gütersloh ist ein Stellenabbau in der Waschmaschinen-Produktion geplant. © Miele

 

Als Reaktion auf die aktuell schwierige Geschäftslage hat der Gütersloher Hausgeräte-Hersteller Miele ein umfassendes Programm zur Verbesserung der eigenen Strukturen, Prozesse und Kostenpositionen angekündigt. Laut einer offiziellen Pressemeldung habe die Geschäftsleitung am gestrigen Dienstag der Belegschaft gegenüber mitgeteilt, dass bis 2026 ein zusätzlicher finanzieller Handlungsspielraum von ca. 500 Mio. Euro gewonnen werden solle. Dieser solle zu mehr als zwei Dritteln durch Verbesserungen auf der Umsatzseite oder durch Reduktion der Material- und Sachkosten realisiert werden, jedoch sei auch eine substanzielle Senkung der Personalkosten unausweichlich. Hierdurch könnten weltweit bis zu 2.700 Stellen entfallen oder von Verlagerung betroffen sein. Die Umsetzung solle dabei so sozialverträglich wie möglich erfolgen.

Stellenabbau geplant

Aus Sicht der Miele Geschäftsleitung müssen bei den Personalkosten aktuell deutliche Einsparungen erreicht werden, nachdem in den wachstumsstarken Jahren seit 2019 in erheblichem Umfang Kompetenzen und Kapazitäten zusätzlich aufgebaut worden seien. Nach derzeitiger Planung sollen davon weltweit bis zu 2.000 Stellen potenziell betroffen sein, vorwiegend in den sogenannten indirekten Bereichen, also nicht an den Produktionsmaschinen und Montagelinien.

Einschnitte bei der Waschmaschinen-Produktion auch in Deutschland

Im Bereich der Wäschepflege sind dagegen auch in Deutschland tiefere Veränderungen geplant: Dieser Bereich befinde sich laut Miele aktuell in einem scharfen und stark preisgetriebenen Wettbewerb, daher sei es notwendig, hier wieder eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu erreichen. Hierfür arbeite die Business Unit Laundry an einer noch kundenorientierteren Produktstrategie, einer schlagkräftigeren Vermarktung und

der Reduzierung von Komplexität. Dennoch sei es nach dem derzeitigen Stand der Planungen aus Kostengründen jedoch unvermeidbar, weitere Teile der Gütersloher Waschmaschinenproduktion sowie produktionsnaher Bereiche in das Miele-Werk im polnischen Ksawerów zu verlagern. Vorbehaltlich der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen sei geplant, dass in Stufen bis 2027 fast alle Waschmaschinen für den Haushalt in Ksawerów montiert werden. Insgesamt würden im Werk Gütersloh dadurch etwa 700 Stellen schrittweise entfallen. Die übrigen Teile der dortigen Geräteproduktion, wie Presswerk, Gießerei oder Bearbeitung der gegossenen Teile, seien davon nicht erfasst, sondern verblieben bis auf Weiteres in Gütersloh. Dies gilt auch für die Montage der Waschtrockner und der Kleingewerbemaschinen.

Stellenkürzungen so sozialverträglich wie möglich

Welche Bereiche in welchem Umfang zusätzlich von personellen Einschnitten betroffen sein können, stehe noch nicht fest – die Details hierzu will Miele in den kommenden Monaten weiter ausarbeiten und mit den Sozialpartnern verhandeln. Rechnet man die beschriebenen Maßnahmen zusammen, wären aktuell ca. 2.700 von derzeit etwa 23.000 Stellen betroffen. Dieser potenzielle Stellenabbau bedeute aber nicht, dass auch nur annähernd so viele Kündigungen zu erwarten seien. Für eine möglichst sozialverträgliche Gestaltung setzt die Miele Geschäftsleitung indes auf einen konstruktiven Dialog mit der IG Metall.

Reaktion auf veränderte Marktbedingungen

Die angekündigten Maßnahmen seien eine Reaktion auf die stark veränderte Marktlage: So verzeichne die Hausgeräte-Branche nach drei wachstumsstarken Jahren in Folge als Ganzes für das Jahr 2023 ein weltweit rückläufiges Geschäft. Neben dem Ende der coronabedingten Sonderkonjunktur hätten sich hier vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs ausgewirkt. Anders als bei früheren Abkühlungen der Märkte mache sich dies auch im Premium-Segment bemerkbar. Im Premium-Umfeld sei der vorläufige Umsatz der Miele Gruppe um etwa 9 % zurückgegangen, bei den verkauften Stückzahlen beträgt der Rückstand zum Vorjahr etwa das Doppelte. Anzeichen für eine baldige Erholung der Märkte seien nicht in Sicht. Gleichzeitig sorge die hohe Inflation für deutlich höhere Kosten auf der Beschaffungsseite, etwa für Material und Energie sowie bei den Tarifentgelten. „Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern eine nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen, auf die wir uns einstellen müssen“, so die Geschäftsleitung der Miele Gruppe in einer internen Information an die Adresse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb werde man schnell und entschlossen handeln, um aus dieser herausfordernden Situation gestärkt hervorzugehen.

Strategische Investitionen bleiben bestehen

Im Jahr des 125-jährigen Bestehens sei es daher weiterhin das erklärte Ziel der Miele Gruppe, die Zeichen wieder auf Wachstum zu stellen. Man sein „ein Familienunternehmen, das nicht in Quartalen, sondern in Generationen“ denke. Demgemäß halte man an strategisch wichtigen Projekten fest, etwa die Entwicklung neuer Produktgenerationen, den Bau eines zusätzlichen Werkes in den USA, die vollständige Übernahme des Grillspezialisten Otto Wilde oder das angestrebte Joint Venture mit der Metall Zug AG zur Stärkung der Medizintechnik bei Miele.