11.01.21 – Brief an die Bundeskanzlerin

Handelsverbände rufen um Hilfe

Die Präsidenten des HDE sowie der Landes- und Bundesfachverbände haben sich in einem Brief an die Bundeskanzlerin sowie die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten gewandt.

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Neben HDE-Präsident Josef Sanktjohanser haben sich zahlreiche weitere Präsidenten von Landes- und Bundesfachverbänden per Brief an die Bundeskanzlerin gewandt. © HDE/Jörg Sarbach

 

Darin erkennen die Unterzeichner ausdrücklich an, dass der Gesundheitsschutz in Zeiten der Pandemie oberste Priorität hat, monieren jedoch in aller Deutlichkeit, dass die versprochenen Hilfeleistungen nicht bei den Handelsunternehmen ankommen. Der von den Schließungen betroffene Einzelhandel sieht sich deshalb ohne Zukunftsperspektive und in akuter Existenzgefahr. Hier das komplette Schreiben:

 

„Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

dem Handel ist sehr bewusst, dass das hohe Niveau der Infektionszahlen zu weiteren Entscheidungen zwingt, insbesondere mit der Verlängerung des Lockdowns, um die Frequenzen in den Innenstädten und im öffentlichen Nahverkehr, und um damit die Gesamtzahl der Kontakte, zu senken. Gesundheitsschutz hat oberste Priorität und wir erkennen an, dass die Pandemie äußerst schwierige politische Abwägungsentscheidungen fordert. Der von der Schließung betroffene Einzelhandel steht jedoch vor dem akuten Verlust seiner Existenz. Unsere Kaufleute sind tief enttäuscht und können nicht nachvollziehen, dass die versprochenen Hilfeleistungen nicht ankommen. Mit der vollständigen Geschäftsschließung erbringt der Einzelhandel in dieser schwierigen Zeit der Pandemie ein Sonderopfer für die gesamte Gesellschaft und erhält erkennbar aus den Hilfsprogrammen keine oder nur eine sehr geringe Kompensation. Erschwerend kommt hinzu, dass zurzeit keine Perspektive für das Wiedereröffnen der Geschäfte aufgezeigt wird. In breiten Teilen des Handels schwindet daher die Akzeptanz für die politischen Entscheidungen, auch mit dem besonderen Verweis darauf, dass unsere Hygienekonzepte bei niedrigen Erkrankungszahlen bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein sicheres Einkaufen möglich machen.

Wir erleben mit großer Sorge, dass sich aus Verzweiflung Initiativen bilden, die trotz Schließungsverfügung Lokale und Geschäfte öffnen, ihre Anliegen über Kettenbriefe mit großer Reichweite transportieren und zu massiven Protestaktionen aufrufen wollen. Der Bundesfinanzminister kündigt vollmundig und ohne Unterlass Milliarden Staatshilfen an – ohne Wirkung für den Einzelhandel! Eindringlich bitten wir Sie, darauf hinzuwirken, dass Vizekanzler Scholz für die Bundesregierung das Wort einlöst und die Finanzhilfen unkompliziert, schnell und auch tatsächlich im Handel ankommen. Wir danken Ihnen herzlich und stehen gerne jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.“

 

Unterzeichnet haben das Schreiben neben dem Präsidenten des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, auch die Präsidenten der Handelsverbände Nord, Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen-Bremen, Mitteldeutschland, Nordrhein-Westfalen, Mitte sowie der Handelsverbände Lebensmittel, Textil, Wohnen und Büro sowie der Vorstandsvorsitzende des Handelsverbandes Technik.