06.01.20 – Studie der Forschungsgruppe Retourenmanagement

Bestellt, retourniert, entsorgt

Die Möglichkeit der bequemen Rücksendung ist für viele Kunden einer der großen Vorteile des Online-Shoppings. Bislang wenig bekannt: 3,9 % dieser Retouren landen auf dem Müll.

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Die Gründe dafür, dass knapp 4 % der Retouren auf dem Müll landen, sind vielfältig. © joyfotoliakid - stock.adobe.com

 

Das klingt erst einmal wenig, heißt aber in absoluten Zahlen: 20 Mio. Produkte jährlich. Mit den (Hinter-)Gründen befasst sich eine Studie der Bamberger Forschungsgruppe Retourenmanagement.

Dabei gehen die Bamberger Forscher der Fragestellung nach, warum die Produkte entsorgt und nicht etwa erneut versandt oder auch gespendet werden. Es zeigte sich, dass bei über der Hälfte der entsorgten Artikel (53 %) die Wiederaufbereitung technisch nicht möglich ist, etwa aufgrund eines Defektes. Andererseits wird aber auch deutlich, dass in etwa 40 % der Fälle theoretisch eine andere Lösung als die Vernichtung möglich wäre: 19,2 % gaben als Grund für die Entsorgung an, dass kein Drittverwertungsmarkt vorhanden sei, 13,9 %, dass die weitere Verwertung unwirtschaftlich sei. 5,8 % hatten eine Spende in Betracht gezogen, aber aus Kostengründen nicht umgesetzt. Als besonders relevant für diese Entscheidung heben die Autoren der Studie steuerliche Gründe hervor: Zum administrativen Aufwand und der Unsicherheit bei der Warenwertermittlung käme das Argument, dass die bei Spenden zu entrichtende Umsatzsteuer die Entsorgungskosten übersteige. Einige Händler sehen auch aufgrund des schlechten Warenzustandes nach der Rücksendung von Spenden ab; gerade kleinere tun sich bei der Auswahl einer passenden Spendenorganisation schwer. Weitere 5 % der Entsorgungen erfolgen aufgrund von Vorgaben von Marken- und Patentinhabern: „Hierbei handelt es sich um eine unnötige Verschwendung von Ressourcen und ist unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit äußerst bedenklich”, urteilen die Forscher.

Ein „Verbot der Retourenvernichtung”, wie es etwa in Frankreich existiert, sehen sie aber – wie auch ein Großteil der Befragten – kritisch. Vielmehr raten sie zur Entwicklung von Anreizen, um die Vermeidung von Entsorgungen für Händler attraktiver zu gestalten bzw. die Entsorgung unattraktiver. So hebt die Studie auch hervor, dass knapp die Hälfte der Händler die genauen Kosten für die Entsorgung nicht kennt und wertet dies als Indiz für den geringen finanziellen Aufwand. Als Anreize schlagen sie beispielsweise ein Nachhaltigkeits-Siegel für das Retourenmanagement, die Verteuerung der Entsorgungsoptionen sowie die Schaffung von spendenfreundlichen Rahmenbedingungen vor. Neben der Erstellung eines Registers für Annahmestellen von Sachspenden, wie sie die Forscher vorschlagen, wären auch Änderungen im Steuerwesen denkbar.