05.12.18 – Zukunft des Einkaufens

Anpacken statt abwarten!

Gerade im kleinen stationären Fachhandel lautet der Slogan zu oft: „Es gibt viel zu tun, warten wir es ab!", findet unser Gastautor Frank Rehme.

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Gastautor Frank Rehme. © Frank Rehme

 

Das klingt böse, aber in vielen Gesprächen stellt man diese Einstellung fest. Dabei gilt in Zeiten des schnellen Wandels ein Grundsatz: Abwarten ist absolut keine Alternative! Die Menge der Möglichkeiten ist schier grenzenlos: Multi-, Cross-, Omnichannel, SEO, SEM, CPC usw. prasseln auf den Händler ein, sodass er gar keine Entscheidung trifft. Um bei der Fokussierung zu helfen, haben wir vier der wichtigsten Maßnahmen beleuchtet.

Sei kein Händler mehr!

Das Verkaufen in volle Schränke wird immer schwieriger, zudem verschiebt der Kunde seinen Konsum verstärkt in Richtung Erlebnis. Der Wettbewerber des stationären Handels ist nicht primär das Internet, sondern andere Freizeitangebote. Man muss dem Kunden den gleichen Freizeitwert bieten wie diese Konkurrenz. Verkauft wird dann nebenbei – und das bei reduzierter Preissensibilität.

Ohne Daten läuft nichts mehr!

Es ist erschreckend, wie viele Händler kein Warenwirtschaftssystem besitzen. Betriebswirtschaftliche Basisaussagen zur Planung, Analyse und Ergebniskontrolle sind nicht möglich. Ohne Daten funktioniert heute nichts mehr. Der erste Schritt ist ein Warenwirtschaftssystem, das die Basis für alle weiteren Möglichkeiten darstellt. Es gibt keine Erweiterungen, die nicht auf eine derartige Datenbasis aufsetzen.

Vermeide die Multi-Channel-Falle!

Überall schlagen derzeit Start-ups auf, die eine Antwort auf Amazon & Co. sein sollen. Mit viel Investorengeld im Rücken werden lokale Online-Plattformen auf die Beine gestellt, die dann kleinen Händlern ein Stück Webshop zur Verfügung stellen. Die Aufwände werden sehr oft unterschätzt, zudem wird meistens eine Frage nicht gestellt: Warum macht man das überhaupt? Folgt man nur einem Trend? Was aber in jedem Fall passiert: Man lenkt sich selbst von der Weiterentwicklung seines stationären Formates ab. Also aufpassen: Finde in deiner stationären Welt die Lücke und sorge dafür, dass du in der digitalen Welt ein Gesicht bekommst. Genau dafür braucht man aber Daten wie vorher beschrieben.

Das Einzelkämpfertum ist vorbei!

Schauen wir uns die typische Innenstadt eines Mittelzentrums an: eine Ansammlung von Filialisten und inhabergeführten Formaten. Meistens sind diese Händler Teil einer ganzen Einkaufsmeile und organisieren sich in Werbegemeinschaften oder temporären Aktionsgemeinschaften. Eigentlich wie eine große Shopping Mall, richtig? Aber so versteht sich die Gemeinschaft nicht. Unterschiedliche Öffnungszeiten, unkoordinierte Kundenansprache oder Missgunst untereinander sind sehr häufig zu beobachten. Innenstadthändler sind eine Schicksalsgemeinschaft, die im gleichen Boot sitzt. Man konkurriert mit Shopping Malls und Outlet Centern. Die gesamtheitliche Shopper-Ansprache entlang der Shopper Journey muss das Ziel sein. Das bedingt eine enge Zusammenarbeit.