17.03.21 – Softwarehersteller Lexware
Unternehmen greifen auf Altersvorsorge zurück
Lexware hat 5650 Selbstständige befragt: Welche finanziellen Auswirkungen hat die Pandemie auf Unternehmer? Wie kommen die Hilfen an?
Unter den Befragten waren auch 222 (vorrangig stationäre) Händler. Auf den ersten Blick liefert die Umfrage vom März 2021 ein überraschend positives Resultat: 84,9 % der Unternehmen sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig, unter den Händlern sind es 83 % – allerdings nicht ohne dabei auf private finanzielle Rücklagen zurückzugreifen: 30,5 % der aktuell noch zahlungsfähigen Selbstständigen (Handel: 31,1 %) gehen davon aus, in den nächsten 12 Monaten auf die für ihre Altersvorsorge vorgesehenen Ersparnisse zurückgreifen zu müssen.
Rund jeder Neunte (10,9 %; Handel: 12,2 %) rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen. Ein Grund dafür: Jeder Fünfte Selbstständige (19,8%) verzeichnet einen monatlichen Umsatzrückgang von über 75 %, bei Händlern sind es sogar 28,3 %. Während des ersten Lockdowns gaben sogar 56,1 % der Händler einen Umsatzrückgang von über 75 % an, wie eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr zeigte. Aktuell können Einbußen scheinbar durch gewonnene Learnings und neue Lieferkonzepte oder Angebote wie Click & Collect aufgefangen werden.
Note 3,9 für Corona-Hilfen
Seit dem ersten Lockdown im März 2020 bietet die Regierung den Betroffenen unterschiedliche staatliche Hilfen an – als hilfreichstes Instrument gilt das Kurzarbeitergeld, das am häufigsten mit der Note sehr gut (11 %) oder gut (8 %) bewertet wurde. 18 % der Händler nahmen es für ihr Unternehmen in Anspruch.
Insgesamt wird die staatliche Unterstützung aber wenig positiv gesehen: Die Befragten, die mindestens eine Hilfsmaßnahme beantragt haben, bewerten die angebotene Unterstützung durchschnittlich mit Note 3,9. Wenig überraschend, denn: Über die Hälfte hat die staatlichen Corona-Hilfen gar nicht oder nur teilweise erhalten (57,3 %).
Damit kommen nach einem Jahr Corona-Pandemie 63 % zu dem Ergebnis, dass es der Politik weitestgehend nicht gelungen sei, mit ihren Maßnahmen wirtschaftliche Sicherheit zu vermitteln. Bei den Händlern sagen das sogar 71,2 % der Befragten. Auch fühlen sich 67,3 % der Selbstständigen Angestellten gegenüber schlechter gestellt (Handel: 77,8 %).
Wandel durch die Krise
Bei allen Problemen bringt die Krise auch Vorteile: 16,6 % der Selbstständigen haben sie zum Anlass genommen, ihr Angebot, ihr Geschäftsmodell oder ihre Zielgruppe anzupassen. Gegenüber 2020 hat sich unter diesen der Anteil der Unternehmen verdoppelt, die angeben, dass sie Änderungen an ihrem Business dauerhaft vornehmen: von 10,2 % 2020 auf 22,9 % 2021. Auch der Digitalisierungsgrad hat sich erhöht.