15.02.23 – Interview mit Jelena Nikolic, HDE Klimaschutzoffensive
Tipps zum Energiesparen im Handel
Wie kann der Einzelhandel seine Energiekosten senken? Antwort auf diese Frage gibt Jelena Nikolic, Projektleiterin der HDE Klimaschutzoffensive.
Wie groß ist der aktuelle Energiebedarf im Einzelhandel?
Jelena Nikolic: Der deutsche Einzelhandel hat in den vergangenen Jahren seinen Energieverbrauch kontinuierlich gesenkt. Laut unserer Studie, die das Fraunhofer Institut ISI für uns im November 2022 erstellt hat, liegt der Gesamtenergiebedarf im deutschen Einzelhandel bei 33,3 Terrawattstunden für Wärme und Strom.
Welches sind die drei energieintensivsten Bereiche? Sind das auch die Bereiche, wo sich am meisten Energie sparen lässt?
Jelena Nikolic: Die größten Energieverbraucher sind im Non-Food-Handel immer noch die Beleuchtung sowie die Heizung bzw. Raumluft und Klimatisierung. Und natürlich machen Effizienzmaßnahmen in diesem Bereich auch am meisten Sinn. Schon mit kleinen Maßnahmen lassen sich bis zu 20 % Energie einsparen.
Welche Sparmaßnahmen lassen sich schnell und unkompliziert umsetzen, welche sind aufwändiger und kostenintensiver?
Jelena Nikolic: Mit kleinen Handgriffen lassen sich bereits viele Einsparungen erzielen, z. B. indem man das Licht konsequent ausschaltet in Bereichen, in denen sich keine Personen aufhalten. Am besten installiert man Zeitsteuerungen, Dämmerungsschalter, Bewegungsmelder oder tageslichtgesteuerte Lampen – damit lassen sich viele Kilowattstunden einsparen. Genauso wie mit PCs, Drucker, Kassen, Ausstellungsstücken, Screens, Kaffeemaschinen etc. – diese unbedingt nach Ladenschluss ausschalten. Bei der Heizung spart jedes Grad Raumlufttemperatur weniger ca. 6 % Heizkosten. Am besten man stimmt die Heizung und Klimaanlage aufeinander ab: Die Kontrolltemperatur für die Klimaanlage sollte 5 °C oberhalb der gewünschten Raumtemperatur für die Heizung eingestellt werden.
Aufwändigere Umbaumaßnahmen wie z. B. der Austausch der Beleuchtung erfordern meist eine höhere Investition und sollten mit einem Energieberater durchgesprochen werden. Inzwischen macht bei älteren LEDs eine Sanierung Sinn, denn die alten Leuchten verbrauchen viel mehr Energie als die aktuelleren Modelle. Händlerinnen und Händler, die auch Inhaber der Gewerbeimmobilie sind, haben hier natürlich deutlich mehr Spielraum als Unternehmerinnen und Unternehmer, die zur Miete in ihrer Immobilie sind. Ganz wichtig: nach Fördermöglichkeiten schauen und erst anfangen, wenn die Förderzusage eingetroffen ist.
Bei größeren Umbaumaßnahmen sollten Handelsunternehmen auch immer die Förderkulisse prüfen: Wir haben auf unserer Webseite eine Förderdatenbank programmiert, in der nur für den Einzelhandel relevante Fördermöglichkeiten gelistet sind.
Was bedeutet „klimaneutral“?
Jelena Nikolic: Der Weltklimarat (IPCC) definiert „Klimaneutralität“ als Konzept eines Zustands, in dem menschliche Aktivitäten keine Nettoauswirkung auf das Klimasystem haben. Klimaneutralität bedeutet nicht, dass im Wertschöpfungsprozess des Unternehmens keine Emissionen mehr entstehen. Vielmehr ist mit Klimaneutralität gemeint, dass der negative Einfluss durch unternehmenseigene Geschäftstätigkeiten auf das Klima ausgeglichen wird.
Können Sie ein Beispiel für ein Geschäft nennen, das besonders klimaneutral agiert?
Jelena Niklolic: Es gibt viele Handelsunternehmen, die bereits vorangehen und nach großen Energieeinsparungen auch klimaneutral werden möchten. Wir haben den Modehändler Jens Klingemann aus Höxter im Rahmen eines Pilotprojekts auf seinem Weg in die Klimaneutralität begleitet und einen Leitfaden zur Unterstützung veröffentlicht, den wir kostenfrei versenden und der auf unserer Website zum Download bereitsteht. Der Weg in die Klimaneutralität ist anspruchsvoll, aber: Es lohnt sich! Durch die ambitionierten energetischen Umbaumaßnahmen hat der Modehändler in den letzten acht Jahren seinen Energiebedarf um 80 % reduziert. Jetzt ist er motiviert weiterzumachen, damit die CO2-Emissionen am Standort langfristig weiter sinken. Für sein herausragendes Klimaschutz-Engagement haben wir Jens Klingemann im Rahmen der Klimaschutzoffensive ausgezeichnet.
Wo können sich Händlerinnen und Händler beraten lassen, wenn sie ihre Energiekosten senken wollen?
Jelena Nikolic: Händlerinnen und Händler können sich zunächst auf unserer Webseite www.HDE-Klimaschutz.de informieren und kostenfrei Energiespartipps und Informationsmaterial bestellen sowie downloaden. Dort findet sich auch eine Datenbank mit Energieberatern in ganz Deutschland, die bereits Energieeinsparprojekte in Handelsunternehmen durchgeführt haben, also eine handelsspezifische Expertise mitbringen. Vor Ort gibt es auch zahlreiche Energieagenturen, die Beratungsleistungen im Anfangsstadium meist auch kostenfrei anbieten.