10.01.24 – Gastbeitrag

Generation Z: Teils anders, weil anders sozialisiert

Die Generation Z ist nicht faul und egozentrisch – Gastautor Felix Behm erklärt, was es bei der Führung von Angehörigen der Gen-Z zu beachten gilt.

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Felix Behm ist Keynote Speaker und Experte für die Themen Generation Z und zukunftsorientierte Mitarbeiterführung. Von dem ehemaligen Personaler erschien im Oktober 2023 das Buch „Generation Z – Ganz anders als gedacht: Wie sie tickt, wie sie handelt und wie wir ihr Potenzial erschließen“. © Felix Behm

 

Die Genertion Z (Gen-Z) hat zum Teil deutlich andere Bedürfnisse als beispielsweise die Baby-Boomer: „Die Angehörigen der Generation Z ticken anders als unsere älteren Mitarbeiter.“ Diese Klage hört man oft von Selbstständigen bzw. Unternehmern. Stimmt, die nach 1995 geborenen jungen Frauen und Männer ticken teilweise anders – doch primär, weil sie unter anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwuchsen bzw. (wie Soziologen sagen würden) „anders sozialisiert wurden“ als ihre älteren Kollegen. Das gilt es bei ihrer Führung zu beachten.

Auf Augenhöhe mit der Generation Z kommunizieren

So versuchten zum Beispiel die Eltern der Gen-Z-ler – verallgemeinert formuliert – mit ihren Sprösslingen, soweit möglich, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie banden diese zudem in ihre Entscheidungen ein:

  • „Was sollen wir heute Abend essen?“

  • „Wohin sollen wir in Urlaub fahren?“

  • „Welches Handy willst du?“.

Ähnliches gilt für ihre Erzieher in den Schulen. Das prägte die Gen-Z-ler. Deshalb können sie sich mit „Chefs“, die sie in ihren Augen von oben herab behandeln, nur schwer identifizieren.

Prägend war zudem: Die Generation Z ist die erste Generation, in deren Kindheit das Internet und die E-Mail-Kommunikation schon existierten. Und spätestens in ihrer Jugend war Social Media nahezu omnipräsent. Entsprechend selbstverständlich nutzen sie diese Tools zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungsaufbau sowie -pflege; aber auch, um sich zum Beispiel mit Online-Spielen zu amüsieren.

Die Bedürfnisse der Gen-Z-ler wahr- und ernstnehmen

Auch das prägte sie. Schließlich hat heute jeder 18-Jährige, wie Studien zeigen, im Verlauf seines Lebens im Schnitt schon 10.000 Stunden mit Online-Spielen verbracht. Und hierbei brannten sich Erwartungen in die Köpfe der jungen Frauen und Männer ein, die sie auch bei der Arbeit zeigen. Denn die Online-Spiele sind nahezu ausnahmslos wie folgt aufgebaut: Es gibt

  • klare Ziele, die es zu erreichen gilt,

  • viele Etappenziele (bzw. Levels) auf dem Weg dorthin und

  • jede Menge Online-Tools, wie „Superkräfte“, die helfen, erfolgreich zu sein.

Und während die Gamer versuchen das nächste Level zu erklimmen, werden sie fortwährend

  • gelobt („Schön, dass du wieder da bist.“ „Wow, du hast Ausdauer.“, „Du bist ein echter Meister.“) und

  • belohnt (mit Herzchen, Extra-Leben usw.).

Auch das prägt, weshalb viele Gen-Z-ler bevorzugt Tätigkeiten ausüben, bei denen sie häufig ein Teilziel erreichen, wofür sie entweder gelobt werden (oder sich selbst auf die Schulter klopfen können).

Den Gen-Z-lern oft und zeitnah ein Feedback geben

Diese Erwartungshaltung nähren auch die Social Media, in denen die Gen-Z-ler im Schnitt fast acht Stunden täglich verbringen. Denn Instagram, TikTok, YouTube & Co stillen nicht nur ihr Bedürfnis Teil einer „Community“ zu sein. Dort erfahren sie oft auch die gewünschte Anerkennung in Form von „Likes“, die sie für gepostete Kommentare, Bilder usw. erhalten – und zwar sehr zeitnah und im Idealfall von vielen Seiten.

Auch das prägt ihre Erwartungshaltung, weshalb Sie als Inhaber oder Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens den Gen-Z-lern oft ein positives Feedback geben sollten – und zwar auch für Dinge, die aus ihrer Warte selbstverständlich sind, wie dass sie

  • regelmäßig pünktlich zur Arbeit kommen oder

  • Bereitschaft zur Teamarbeit oder zum Lernen zeigen oder

  • Teilaufgaben wie das Reagieren auf Kundenwünsche oder das Dokumentieren von Tätigkeiten professionell erledigen.

Denn dann haben Gen-Z-ler das Gefühl: Ich und meine Leistungen werden wahr- und ernstgenommen. Also sind sie auch für Hinweise von Ihnen offen, was sie anders eventuell wie besser machen könnten.

Im zweiten Teil des Gastbeitrags erfahren Sie, wie man die Bedürfnisse der Generation Z erkennen und verstehen kann.