26.04.24 – BVT & ZVEI

Branchendialog zum Thema „Reparieren statt Wegwerfen“

Am 23. April fand in Berlin der Branchendialog von ZVEI und Handelsverband Technik (BVT) statt. Er befasste sich mit dem Thema „Reparieren statt Wegwerfen – Chancen und Herausforderungen“ und zeigte die Sicht von Industrie und Handel auf – beiden stehen zum Recht auf Reparatur und mahnen zugleich staatliche Initiativen an.

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Die Teilnehmer des Branchendialogs von Industrie und Handel (v.l.n.r.): Benedict Kober, Manfred Schnabel, Frank Schipper, Carine Chardon, Dr. Reinhard Zinkann, Joachim Dünkelmann, Andreas Kuhlmann, Harald Friedrich, Elke Salzmann & Gerhard Sturm. © Elektromarkt

 

Passender hätte das Thema kaum gewählt sein können, denn kurz vor dem BVT-/ZVEI-Branchendialog hatte das Europäische Parlament in Straßburg das „Recht auf Reparatur“ verabschiedet, die Umsetzung in nationales Recht muss nun innerhalb von zwei Jahren erfolgen. Um dieses Thema näher zu erörtern, war die Veranstaltung in Berlin hochkarätig besetzt: Seitens der Politik war René Repasi (MdEP & Verhandlungsführer des Europäischen Parlaments zum Recht auf Reparatur, SPD) per Videobotschaft zugeschaltet und mit Tabea Rößner (MdB, Mitglied im Umweltausschuss des Bundestags, Bündnis 90/Die Grünen) und Jakob Gross (Bundesministerium für Umwelt) standen zwei nationale Vertreter für die Diskussion zu Verfügung. Die Interessen des Handels vertraten Benedict Kober (Vorstandssprecher Euronics Deutschland) und Manfred Schnabel (expert ESCH), während Industrie-seitig Harald Friedrich (BSH) und Dr. Reinhard Zinkann sich einbrachten. Auch Verbraucherzentrale war mit Elke Salzmann (Referat Ressourcenschutz) präsent, mit Andreas Kuhlmann (ASWO) und Gerhard Sturm (Severin) kamen zudem zwei Reparatur-Experten zu Wort. Durch die Veranstaltung führten mit Carine Chardon (ZVEI) und Joachim Dünkelmann (BVT) ebenfalls zwei ausgemachte Kenner der Branche.

Politik in der Pflicht

Sehr deutlich wurde im Rahmen des Branchendialogs, dass sowohl Industrie als auch Handel die Zielsetzung der europäischen Richtlinie zur Förderung der Reparatur von Waren grundsätzlich unterstützen. Gleichzeitig mahnte die Branche geschlossen aber die Unterstützung der Politik bei der nationalen Umsetzung an: So seien reichweitenstarke Kampagnen, wirkungsvolle Förderung und ein weitestmöglicher Verzicht auf Bürokratie notwendig, wie ZVEI und BVT auch im Abschlussstatement unterstrichen. Mehrmals ausgesprochen wurde – seitens Handel und Industrie – auch die Einladung an die Politik, sich von der Branche die Lebensrealität beim Thema Reparaturen näher bringen zu lassen. Gerade diesen Schritt sehen alle Teilnehmer als entscheidend an, denn nur unter Einbeziehung der Branche könne der gewünschte Prozess, eine Reparatur-Kultur in Deutschland zu etablieren, auch gelingen.

„Die Zielsetzung, die Reparatur von elektrotechnischen Produkten zu fördern, damit die Nutzungsdauer von Geräten zu verlängern und so insgesamt zu einem nachhaltigeren Lebenszyklus der Produkte beizutragen, unterstützen wir voll und ganz“, unterstreicht folglich auch Dr. Reinhard Chr. Zinkann, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Haushalt-Großgeräte, zusammenfassend. „Nationale Maßnahmen zur Förderung der Reparaturkultur sind unerlässlich, wenn die Richtlinie die gewünschte Wirkung entfalten soll. Initiativen zur Aufklärung von Verbrauchern über den Stellenwert von Reparaturen im Rahmen der Kreislaufgesellschaft können wertvolle Impulse für mehr Reparaturen setzen.“ Gleichzeitig mahnt Zinkann aber auch: „Nationale Alleingänge belasten die Wirtschaftsabläufe und stehen dem freien Binnenmarkt entgegen. Bürokratische Hürden gilt es in jedem Fall zu vermeiden.“

Auch Frank Schipper, Vorsitzender Handelsverband Technik (BVT), zeigt stellvertretend für den Handel klare Kante: „Beim Recht auf Reparatur steht der Handel an der Seite seiner Kunden und ist bereit, über die Möglichkeiten zu informieren und seinen Beitrag zu leisten. Damit der Verbraucher die durch die Richtlinie entstehenden Kosten nicht allein schultern muss, halten wir im Interesse der Bürger eine staatliche Förderung der Reparatur, wie es sie in Teilen Europas bereits gibt, für unabdingbar.“ Schipper machte auch darauf aufmerksam, dass mit der zu erwartenden Zunahme des Reparaturaufkommens der Fachkräftemangel noch deutlicher zutage treten werde. Gerade E-Handwerker seien im Rahmen der Energiewende heute schon gefragter denn je. Daran angeschlossen fordert er die Politik auf, die innerbetriebliche Ausbildung zu fördern und die Betriebe so zu entlasten: „Ausbildung zu fördern und gleichzeitig Dienstleistung bezahlbar zu halten, kann die Wirtschaft alleine nicht leisten. Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, werden die erforderlichen Investitionen ausbleiben.“