18.11.22 – Kommentar zum neuen IFA-Vertrag
Eine überfällige Einigung, die tief blicken lässt
Die Zukunft der IFA in Berlin ist gesichert – einige Differenzen bleiben aber sichtbar. Ein Kommentar von Elektromarkt-Redaktionsleiter Patrick Stehle.
Lange hat es gedauert – der Poker um einen neuen Vertrag zur Ausrichtung der IFA hatte viele überraschende Wendungen, die zwischenzeitlich auch das IFA-Spitzenpersonal (wir berichteten) betrafen – doch nun wurde feierlich eine Einigung verkündet. Das Positive vorweg: Die Zukunft der IFA in Berlin ist gesichert, womit ein mitunter unrühmliches Kapitel der langen IFA-Historie nun endlich beendet ist. Wie tief der Konflikt zwischen den beiden bisherigen Veranstalterinnen (gfu & Messe Berlin) aber gewesen sein muss, zeigt sich auch jetzt noch.
Einigung kann Unstimmigkeiten nicht verbergen
Bei aller demonstrierten Einigkeit anlässlich der symbolischen Vertragsunterzeichnung lassen einige Verlautbarungen der beiden neuen Veranstalterinnen (gfu & Clarion) tief blicken und zeigen, wie sehr das Verhältnis zur Messe Berlin zwischenzeitlich gelitten hatte. So dürfte gerade die deutliche Betonung der geplanten Investitionen und der digitalen Komponente in der offiziellen Pressemitteilung ein deutlicher Hinweis auf die größten Unstimmigkeiten zwischen gfu und Messe Berlin sein. So scheint die Messe-Gesellschaft diese Investitionen offensichtlich nicht zu leisten vermocht haben, oder war schlicht nicht willens dazu. Auch ein Digitalevent lag wohl weniger im Interesse der Verantwortlichen eines Messegeländes. Letztlich ist die Herausstellung des „vollen Potenzials“ der IFA ein klarer Fingerzeig von gfu und Clarion darauf, dass man die Ausschöpfung dieses Potenzials der Messe Berlin GmbH wohl nicht mehr zugetraut hat, oder sich über dieses Potenzial zumindest uneinig war.
Ein Schritt in die richtige Richtung?
Ob Einschätzung und Ausrichtung der neuen Partner indes richtig sind, wird sicher erst die Zukunft zeigen – die Rückkehr der IFA nach der Pandemie-Pause im September dieses Jahres hatte zumindest Hoffnung auf eine gute Zukunft der Leitmesse gemacht. So oder so ist die Einigung ein lange überfälliger Schritt in die richtige Richtung, auch bezüglich des Standorts – eine IFA außerhalb Berlins war für viele Branchenteilnehmer kaum vorstellbar.