19.05.21 – Kommentar

Offene Fragen rund um die IFA-Absage

Die Art und Weise der offiziellen IFA-Absage hinterlässt einige offene Fragen – ein Kommentar von Elektromarkt-Objektleiter Patrick Stehle.

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Für Elektromarkt-Objektleiter Patrick Stehle wirft die Absage der IFA noch einige offene Fragen auf. © privat

 

Nun ist es also auch offiziell bestätigt: Die IFA 2021 ist abgesagt und findet nicht als physischer Live-Event statt (siehe Meldung). Die Absage einer Messe in der aktuellen Pandemie-Lage ist sicher keine große Überraschung. Auch die Gründe dafür (Stichwort „fehlende gesicherte Perspektive“) sind nachvollziehbar. Dennoch bleibt in diesem Fall ein fader Beigeschmack.

Ersatzlose Absage?

Das liegt vor allem an einigen unbeantworteten Fragen. Die erste Frage, die die Pressemeldung der IFA-Veranstalter, Messe Berlin und gfu Consumer & Home Electronics GmbH, offen lässt, ist die zu einer Ersatz-Regelung: Denn genaue Informationen, ob ein solcher Ersatz geplant ist, wurden nicht genannt. Stattdessen wird lediglich auf das kommende Jahr verwiesen: „Für 2022 steht die IFA gemeinsam mit ihren Partnern aus Industrie, Handel und Medien in den Startlöchern für die Vorbereitungen eines vollumfassenden Live-Events auf dem Berliner Messegelände.“ Das heißt wohl, dass die Branchenleitmesse dieses Jahr komplett entfällt, während man 2020 zumindest noch ein hybrides Format („Special Edition“) durchgeführt hatte. Gerade vor diesem Hintergrund, dass man in Berlin ja eigentlich Erfahrungen mit der Durchführung eines digitalen/hybriden Events hat – auch die KOOP fand dieses Jahr rein digital statt – überrascht und enttäuscht diese Entscheidung. Die Frage, ob es sinnvoll ist, die wichtigste Messe der Branche einfach komplett entfallen zu lassen, stellt sich eigentlich nicht. Umso interessanter wären Erklärungen für diese Entscheidung.

Kein Plan B?

Um es noch einmal klarzustellen: Die genannten Gründe für die Absage sind absolut nachvollziehbar, aber die Art und Weise der Absage hinterlässt doch einiges an Enttäuschung: Das Vorgehen seitens der Veranstalter, die Messe zunächst (Pressemeldung vom 15. April) groß anzukündigen, um nun doch zurückziehen zu müssen – und das auch noch ohne einen Plan B vorzustellen – ist durchaus fragwürdig. Ebenso unerklärlich bleibt aktuell, warum man in Berlin überhaupt solange mit einer Absage gewartet hat: Denn seit der offiziellen Absage von Miele (Pressemeldung vom 06. Mai) war mehr oder weniger klar, dass ein physisches Live-Event kaum stattfinden würde. Zu viele Hersteller hatten (zumindest hinter den Kulissen) bereits deutlich gemacht, dass man ebenfalls nicht teilnehmen werde. Vor diesem Hintergrund drängt sich der Verdacht auf, dass man in Berlin von den Entwicklungen, beziehungsweise den Absagen der Hersteller, überrascht wurde. Wofür wurden sonst fast zwei Wochen Zeit benötigt, um auf das längst inoffiziell die Runde machende Gerücht einer Absage zu reagieren? Ein Plan B für die IFA wurde nun ja auch nicht bekannt gegeben.

So bleibt neben der ersten Enttäuschung nur die Hoffnung, dass sich der Nebel zeitnah lichtet und weiterer Schaden von der IFA abgewendet werden kann. Zu wünschen wäre es der Messe – und zuzutrauen wäre eine sinnvolle Alternative den Berliner Organisatoren allemal.

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