25.06.18 – Trends am POS
Das bringt den Kunden in den Laden!
Erlebnis, Emotionalisierung, Digitalisierung – wir haben mit dem Euronics-Ladenbauexperten Patrick Schwarzhaupt über die Trends am POS gesprochen.
Elektromarkt: Was sind die großen Trends im Bereich POS- bzw. Ladengestaltung im Einzelhandel?
Patrick Schwarzhaupt: Grundsätzlich können aus der aktuellen Marktsituation drei wesentliche Trends für die Ladengestaltung abgeleitet werden: Im Fokus steht die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Category Leadern, also bedeutenden Marktführern in einzelnen Produktkategorien. Im Fachhandel geht es dabei vor allem um die harmonische Integration von Lieferantenladenbau. Dabei geht es genau nicht um eine Aneinanderreihung von Shop-in-Shop Konzepten.
Auch die Darstellung von Convenience-Elementen ist enorm wichtig. Also alle Maßnahmen, die zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität für Kunden beitragen. Mit ansprechenden Wohnwelten und Highlight-Präsentationen können Inspirationsflächen und Wohlfühlambiente geschaffen werden. Aber auch kleine Dinge, wie z.B. Kinderecken oder Handy-Ladestationen können zum Wohlfühlambiente beitragen. Händler müssen den Kunden eben einen Anreiz geben, sich von der Couch zu bewegen und gerne in die Läden zu kommen – nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen.
Abschließend spielt natürlich das allgegenwärtige Thema Digitalisierung eine tragende Rolle. Auf der Fläche geht es darum, die Verzahnung von Online und Offline umzusetzen und den Online-Handel in den stationären Auftritt und Ladenbau zu integrieren. Digitale Preisauszeichnung, Abhol- und Servicestationen sowie HIW-Kiosksysteme zur virtuellen Regalverlängerung werden dabei zum Standard für jeden stationären Händler.
EM: Welche Ladenkonzepte sind speziell in der Elektrobranche im Kommen?
Patrick Schwarzhaupt: Die bereits eingangs beschriebenen Trends gelten auch für die Elektrobranche. An dieser Stelle will ich aber besonders das Thema Convenience nochmal aufgreifen. Fachmärkte und Fachgeschäfte müssen noch stärker in Inspirationsflächen verwandelt und das Zuhause der Kunden in den Fokus gerückt werden. Dabei sind Entertainment und Emotionen notwendig: Eine Entwicklung vom Point of Sale zum Point of Emotion. Technik muss in ihrer Anwendung oder in wohnraumähnlichem Ambiente präsentiert und passende Lösungen aufgezeigt werden. Bei Euronics bieten wir unseren Mitgliedern dazu zwei „eingetragene“ Konzepte: „Comfortainment” und Mehrwertküche. Ersteres steht für das vollvernetzte Wohnzimmer zur Präsentation von Brauner Ware. Mit der Weiterentwicklung der klassischen Unterhaltungselektronik in Richtung smarte Wohnwelten wollen wir nicht zuletzt auch bei den weiblichen Kunden einen „Wow-Effekt“ zünden. Darüber hinaus soll „Comfortainment” dem stationären Händler eine Differenzierung zum ausschließlich produktbezogenen Online-Kauf ermöglichen. In der Mehrwertküche zeigen wir mittels Smart Home-Infrastruktur die Vernetzung von Haustechnik-Großgeräten, Küchen-Kleingeräten und Consumer Electronics. Ergänzt werden diese Konzepte durch Küchenstudios und Showküchen mit unserem Kooperationspartner Garant.
EM: Oft hört man von Emotion und Erlebnischarakter beim Einkaufen – wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?
Patrick Schwarzhaupt: Das Einkaufserlebnis ist ein wichtiger Faktor, um Kunden auch in Zukunft in die Läden zu locken. Dabei gilt es je nach Zielgruppenansprache den Widerspruch zwischen Preiseinstieg und Wertigkeit in der Produktpräsentation zu überwinden. Aber Achtung: Die Umsetzungstiefe muss immer zum Geschäftsmodell, Betriebstyp, Standort und zur adressierten Zielgruppe passen.
Wohnraumähnliches Ambiente lässt sich beispielsweise durch die richtigen Aufstelllösungen und ansprechende Beleuchtung erzeugen. Multiroom und Streaming können vorführbereit mit emotionalem Content gezeigt werden. Erlebnischarakter kann auch durch das Angebot von Events oder Endkunden-Produkttrainings geschaffen werden.
EM: Welche Aspekte schätzt der Kunde am stationären Handel gegenüber dem Online-Shopping?
Patrick Schwarzhaupt: Der stationäre Handel sollte sich auf seine guten alten Werte besinnen. Denn der Kunde sucht nach wie vor persönliche Beratung und kompetentes Verkaufspersonal, vor-Ort-Service und Dienstleistungskompetenz in Verbindung mit sofortiger Verfügbarkeit. Aber auch die sogenannte Problemlöser-Kompetenz gewinnt an Bedeutung, d.h. der Verkäufer „hat genau das richtige Argument parat, das Google nicht wusste“.
EM: Wo kann der stationäre Handel noch stärker punkten?
Patrick Schwarzhaupt: Immer wichtiger für den stationären Handel werden gutes Verkaufspersonal und persönliche Kundenbeziehungen. Denn wenn der Service und die Beratung nicht stimmen, wird aus Kauflust ganz schnell Kauffrust. In diesem Rahmen bieten wir Euronics-Mitgliedern beispielsweise die Möglichkeit an, unsere Akademie mit eigenen Schulungskonzepten zu nutzen. Sei es durch Führungs- und Teamleiter-Trainings, Service-(Profit)-Training oder 360-Grad-Verkaufstraining – wir fördern und fordern unsere Händler, um Kunden stets mit bestem Service und Beratung zur Seite zu stehen. Natürlich arbeiten wir hierbei auch eng mit unseren Industriepartnern zusammen.
Vorgefertigte, erprobte Lösungen über mehrere Marken und Produktkategorien hinweg sind vorhanden. Der stationäre Handel muss aber seine Installations-, Service- und Dienstleistungs-Kompetenz sowie sein damit zusammenhängendes Know-How viel stärker nutzen. Schließlich haben die Mitarbeiter zu großen Anteilen das „Handwerk“ noch gelernt und können sich damit von reinen Pure Playern abgrenzen.
EM: Was empfehlen Sie Händlern, um mit möglichst wenig (finanziellem) Aufwand große Wirkung zu erzielen?
Patrick Schwarzhaupt: Um effizient zu wirtschaften, empfehlen wir unseren Händlern, vorhandenes Mobiliar zu nutzen und diesem neue Funktionen zuzuweisen oder es zu veredeln. Die Euronics hat hierfür mit Ihren Ladenbauern ein „Upcycling-Konzept“ entwickelt.
Wohnraumambiente kann beispielsweise ganz einfach durch neue Bodenbeläge und Trockenbau geschaffen werden. Euronics-Händler profitieren auch durch unsere Kooperationspartner im Wohnumfeld, die ihnen passendes Mobiliar bieten.
Aber auch ein gut durchdachtes Beleuchtungskonzept gehört im selben Maße zum Ladenbau wie die Ladeneinrichtungen selbst. Das Lichtkonzept muss sich am Ambiente des Ladens und den Produkten orientieren.
EM: Was empfehlen Sie an Maßnahmen, wenn umfangreiche Kapazitäten und/oder Wille zur Umgestaltung vorhanden sind?
Patrick Schwarzhaupt: Bei Euronics begleiten wir unsere Mitglieder intensiv und stehen ihnen bei der Neugestaltung ihrer Läden von Anfang an zur Seite – sei es über das Betriebstypenmanagement, die Regionalleiter oder unsere gelisteten Ladenbauer. Als zusätzliche Inspirationsquelle haben wir die „Euronics Premium Experience Tour" entwickelt, die auch wieder 2018 stattfinden wird. Im Rahmen einer dreitägigen Deutschlandtour mit ca. 25 Mitgliedsbetrieben aller Betriebstypen der Euronics Deutschland eG werden den Mitgliedern inspirierende Premium-PoE-Umsetzungen aufgezeigt. Ziel ist es, den kreativen Erfahrungsaustausch zwischen Händlern zu fördern, Motivation und Inspiration für den Transfer- oder Migrationsprozess vom Point of Sale zum Point of Emotion zu schaffen und Optimierungs-Maßnahmen am eigenen Standort der Händler aktiv umzusetzen.